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Ausbildung | Dominanzprobleme?

Dominanz, was ist das überhaupt?


Dominanz ist eine Beziehung zwischen zwei Lebewesen, wer ist wem gegenüber in dieser Situation dominant. (Situativ Dominant)


Ein Hund ist nicht an sich dominant, sondern nur in dieser Zweierbeziehung oder im Verhältnis öfter als andere. Dann kann man auch sagen er ist sozial expansiv, hat eine überdurchschnittliches Streben nach einer hohen Rangposition.

 

Eine Dominanzbeziehung braucht Zeit um zu wachsen und sich zu festigen, in vielen kleinen Lebenssituationen setzt man sich situativ durch und in der Summe ergiebt sich eine feste Langzeitdominanz (Formale Dominanz). Das erkennt man auch daran das der Rangtiefere diese Position anerkennt und nicht alles immer in frage stellt.


Der Kangal ist ein sehr rangordnungsbewusster Hund, d.h. er möchte ein ritualisiertes Beziehungsgefüge in dem er genau einschätzen kann, wo seine Position ist. Bietet man ihm das nicht, wird er selbst versuchen, eine entscheidende Rolle bei der Etablierung einer stabilen Ordnung zu spielen. In diesem Fall wird er sich, wenn möglich, so viele Privilegien wie möglich sichern und diese dann bei widerstand auch mit nachdruck einfordern.


Ein hoher Rang wird nur selten erkämpft. Meistens wird sehr subtil geklärt, wer mehr Durchsetzungsvermögen hat. Deswegen kann auch ein kleiner Hund einen Großen dominieren. Wir sind als Mensch einem so großen kräftigen Hund körperlich völlig unterlegen. Wir können ihn aber trotzdem psychologisch dominieren. Der Hund kann auch mal situativ dominant sein und sich durchsetzen, wichtig ist das wir langfristig dominanter sind.

 

Was sind Hinweise auf eine hohe soziale Stellung:

 

  • Bewegungseinschränkung, wer darf wessen Bewegungsfreiheit einschränken?
  • Wer muss wem ausweichen?
  • Wer hat die besten Liegeplätze, oder den besten Wachposten, hohe Liegeposition?
  • Wer wendet als erster den Blick ab, wer darf überhaupt wen anstarren?
  • Wer wird zuerst begrüßt?
  • Individualdistanz, wer darf wem zu nahe kommen, wer darf wen stören?
  • An wem orientieren sich die anderen, wem folgen sie nach?
  • Wer steht im Zentrum der Aufmerksamkeit!
  • Ignoranz, wer darf wen ignorieren?
  • Wer hat immer Zugang zu allen wichtigen Recourcen.

 

Mehr über das Thema Futter-Aggression finden sie im Kapitel: Ausbildung: Futter-Aggression

 

 

Şirin liegt gerne bequem...., 2012

 

Wie viele Privilegien verträgt ein Kangal:


Grundsätzlich kann man zu dem Thema Dominanz und Privilegien nur sagen, dass es keine festen Grundregeln gibt. Der eine Hund macht schon „Dominanz-Probleme“ wenn er nur im Schlafzimmer schläft und der andere kann mit seinem Menschen das gleiche Bett teilen, ohne jemals seinen Menschen in Frage zu stellen. Das ist stark von Ihrer und der Persönlichkeit Ihres Hundes abhängig. Da seine Persönlichkeit sich erst langsam entwickelt, müssen Sie zu Hause beobachten, ob es nötig ist strengere Regeln einzuführen. Dabei muss dann allerdings berücksichtigt werden, dass bei jedem Individuum andere Dinge dominanzfördernd seien können. Tendenziell gibt es durchaus Hunde die den Weg des geringsten Widerstandes gehen, ihren Besitzern gegenüber meist freundlich sind und keine Anzeichen von Dominanz innerhalb der Sozialrangordnung erkennen lassen. Für alle die nicht einen solchen Hausgenossen haben hier ein paar Tipps, wie subtil ein hoher Status verdeutlicht werden kann. Wie streng und konsequent und in welchem Umfang Sie diese einhalten sollten, muss individuell auf die Veranlagung Ihres Hundes abgestimmt werden. Grundsätzlich kann man nur sagen, dass es für den Hund einfacher ist, ihn in der Jugendzeit nicht so viele Privilegien zu gönnen. Wenn sich ihr soziales Gefüge stabilisiert und gefestigt hat, können sie manche Dinge lockerer nehmen.

 

Hier finden Sie mehr über das Thema Persönlichkeit Ihres Hundes: Ausbildung: Persönlichkeit


Soziale Bindung entsteht nur durch eine klar definierte Rangordnung auf der Grundlage von gegenseitiger Zuneigung, Achtung und Vertrauen.


Anführer ignorieren oft und ganz demonstrativ fordernde Gesten und Aktionen rangniederer Rudelmitglieder. Selbst agieren und sich „Ignoranz“ leisten zu können, drückt eine hohe Position in einer Gemeinschaft aus. Ignorieren bedeutet nicht ansehen, nicht ansprechen und nicht anfassen! Wer seinen Hund ausschimpft, ignoriert ihn gerade nicht. Das soll natürlich nicht bedeuten, dass Sie Ihren Hund immer wie Luft behandeln sollen, aber kurzfristig in bestimmten Situationen ist das schon sinnvoll. Reagieren Sie nicht immer auf Verhaltensweisen des Hundes, Sie sollen der Initiator von Aktionen sein, dadurch signalisieren Sie Führungsqualitäten und unterstreichen Ihren Status.


In einer Familie müssen sich alle erwachsenen Familienmitglieder dieser hohen Stellung dem Hund gegenüber sicher sein. Sonst kann es zu Spannungen mit dem Kangal kommen. Der lässt sich von untergeordneten oder fremden Personen nichts vorschreiben. Versucht man es durchzusetzen obwohl man nicht in der dazu nötigen Position ist, muss man mindestens damit rechnen das man vom Hund ignoriert wird, unter Umständen auch mit erheblichen Gegenmaßnahmen des Hundes rechnen! Kinder sind für den Hund nicht Ranghoch. Sie empfinden sie eher als gleichgestellt oder als etwas das Beschützt oder Erzogen werden muss.

 

Lesen sie bitte dazu im Kapitel: Ausbildung: Kangals und Kinder


Bevor man bei einem Kangal ein entstandenes und etabliertes Verhaltensproblem verändern kann, muss erst der Besitzer des Hundes auf subtile Art einen hohen Rang einnehmen und der Hund auf subtile Art im Rang herabgestuft werden.


Reduzieren sie als erstes die für ihren Hund wichtigen Privilegien:


Ranghohe Rudelmitglieder liegen meist auf erhöhten Positionen oder an strategisch wichtigen Plätzen. Daher erlauben Sie Ihrem Hund nicht das Erklimmen von Sofas, Betten, Podesten. Die Tabuisierung bestimmter Aufenthaltsbereiche unterstreicht einen höheren Sozialstatus des Menschen. Ebenso verhält es sich mit dem Liegen in Ihren Laufzonen. Gehen Sie nun immer um Ihren Hund herum oder steigen über ihn rüber, ist für ihn ganz klar: Wer ausweicht ist untergeordnet. Bestehen Sie öfter mal darauf, dass er Ihren Weg räumt und sich an die Seite legt. Der Chef leitet Aktionen ein! Das bedeutet auch, Sie bestimmt wann es auf den Spaziergang geht, nicht der jaulende Hund. Bestehen Sie ab und an darauf als erster durch die Haustür zu gehen. Auf dem Spaziergang sind Sie derjenige der an Weggabelungen die Richtung bestimmt, will Ihr Hund nach rechts, gehen Sie einfach und kommentarlos den linken Weg. Lassen Sie sich, wenn Besuch kommt, als erstes begrüßen, danach erst den Hund. Schränken Sie manchmal seine Bewegungsfreiheit ein, indem Sie manchmal bestimmte Zonen des Hauses oder Gartens für tabu erklären. Nur eine ranghohe Persönlichkeit darf den "Raum kontrollieren". Das gilt auch auf dem Spaziergang! zB.: Verlasse nicht den Weg, oder entfehrne dich nicht über eine Bestimmte Distanz hinaus. Nicht jeder Hund legt Wert auf die gleichen Privilegien, um seine hohe Stellung zu sichern. Das bedeutet für Sie, das Sie individuell für Ihre Lebenssituation und Ihren Hund herausfinden müssen, was Sie ihm erlauben können und was nicht.

 

Sehr interessant zu diesem Thema sind die Bücher von Günther Bloch und Elli H. Radinger:

 

Wölfisch für Hundehalter - Von Alpha, Dominanz und anderen populären Irrtümern, Kosmos Verlag 2010.

 

Affe trifft Wolf - Dominieren statt kooperieren?, Die Mensch-Hund-Beziehung, Kosmos Verlag 2012. Da Günther Bloch selbst mit einem Herdenschutzhund lebt, finden sich da auch passende Anregungen. Sehr unterhaltsam ist auch der exemplarische Tagesablauf der Familie Bloch.

 

Viel Spaß beim lesen.


Da es meist recht schwer ist als sozusagen „beteiligte Partei“ objektiv zu beurteilen wo das Problem, das Sie mit Ihrem Hund haben, seinen Ursprung hat, scheuen Sie sich nicht, sich an mit Herdenschutzhunden vertraute Hundetrainer/Verhaltensberater zu wenden.