Weshalb eine Schleppleine (ca.10 Meter), wie übe ich den Rückruf „HIER“, was ist bei der Nutzung von Rollleinen zu beachten?
Bei jedem jungem Hund kommt die Phase der Verselbständigung. Bei einem auf Selbstständigkeit gezüchteten eigenständig arbeitenden Kangal Herdenschutzhund, natürlich um so mehr. Das was der an der Herde arbeitende Hund an Verhaltensweisen braucht um gut zu sein, müssen wir ihm für den Familiengebrauch abgewöhnen. Besser ist natürlich, dass er seine Neigungen schon frühzeitig nicht ausleben darf, es sich also garnicht erst angewöhnt. Jedenfalls nicht auf dem Spaziergang. Zu Hause sollte er dann zum Ausgleich die Aufgaben eines Herdenschutzhundes oder Wachhundes haben, oder anders intensiv beschäftigt werden. Prüfen Sie sorgfältig, ob dieser zum Arbeitshund gezüchteter Spezialist zu Ihrem Leben passt.
Je nach individueller Veranlagung können Sie ab dem Beginn der Junghundephase (16 Woche) mit einer räumlichen Distanz Vergrößerung rechnen. Der Hund wird unaufmerksamer, er orientiert sich weniger an Ihnen. Bemerken Sie diese Verhaltensveränderung an Ihrem Hund, wird es Zeit, ihn viel an der Schleppleine laufen zu lassen. Nun fragen Sie sich sicher, wozu soll das nötig sein. Erstens gewöhnt der Hund sich an, sich nicht so weit von Ihnen zu entfernen. Dadurch haben Sie etwas mehr Einfluss auf den Hund. Zweitens sind Sie durch die Schleppleine in der Lage Anweisungen, die vom Hund nicht befolgt werden, auch durchzusetzen. Der Hund lernt, dass er auch auf Distanz gehorchen muss. Drittens kann er, wenn der grundgehorsam an kurzer und dann an langer Leine eingeübt wurde, dann später vielleicht auch ohne Leine laufen. Wohingegen die Hunde, die sich in der Jugend verselbständigt haben, später oft ein Leben lang angeleint bleiben müssen.
Gehorcht der Hund im Nahbereich nicht, brauchen Sie sich nicht wundern, wenn es auf Distanz nicht funktioniert.
Gehorcht der Hund zu Hause nicht, in Ihrem Teritorium, warum sollte er es auf dem Spaziergang tun?
Die zweite wichtige Veränderung im Verhalten des Kangals, tritt mit etwa einem bis drei Jahren auf. Er kommt in die Pubertät, ich nenne das die „Sturm und Drang“ Phase, er wird langsam Erwachsen. Alle Verhaltensweisen der Herdenschutzhunde treten nun zu Tage. Das ist ebenfalls eine Phase, in der der Hund weniger Gelegenheit zur Expansion bekommen sollte.
Benutzen Sie für das Schleppleinen-Training keine zu dünnen Leinen. Die können sich sehr schmerzhaft in Ihre Hände schneiden. Das Tragen von Handschuhen kann nötig sein. Für den Hund kann das Tragen eines Brustgeschirres nötig sein, bis er gelernt hat nicht in das Ende der Leine zu rennen.
Das wichtigste was Ihr Hund lernen muss, ist das zuverlässige „Hier“ her kommen, wenn man ruft.
Das ist dann auch das Schwierigste, was Sie ein Leben lang mit Ihrem eigenständigen Kangal üben müssen. Besonders beim Rückruftraining müssen Sie extrem konsequent sein. Der Kangal hat ein feines Gespür dafür, ob Sie es wirklich so meinen. Glaubt er Ihnen, wird er trotzdem öfter an testen, ob Sie es auch durchsetzen. Dann wird er Ihre Anweisung immer mal wieder ignorieren, lassen Sie das durchgehen, folgt er bald gar nicht mehr. Individuell ist das zwar sehr unterschiedlich, aber die Neigung zum eigenständigen Handel ist unterschwellig immer da!
Sobald Ihr Welpe bei Ihnen einzieht, beginnen Sie das Rückruf-Training. Sie bereiten z.B. das Futter für ihn zu, dann gehen Sie in den Garten und wenn der Welpe Sie sehen kann, rufen Sie „Hier“ und stellen das Futter auf den Boden. Der Welpe wird schnell lernen, dass es sich lohnt auf „Hier“ sofort zu kommen. In für den Welpen unbekanntem Gelände entfernen Sie sich von ihm, schaut er sich um, rufen sie „Hier“ und laufen weg. Der Welpe folgt Ihnen nach und Sie loben ihn, wenn er Sie einholt. Auch wenn der Welpe einfach nur so zu Ihnen läuft, nutzen Sie die Situation, um eine stärkeres Verständnis von Handlung und Wort zu erzielen und rufen ihn mit „Hier“, wenn er kommt.
Auf dem Spaziergang nehmen Sie in der Welpen- und Junghundezeit immer leckere Futterhappen mit. Ist der Welpe unaufmerksam verstecken Sie sich, beginnt er Sie zu suchen rufen Sie einmal „Hier“, wenn er angelaufen kommt geben Sie ihm zur Belohnung Futter oder streicheln Sie ihn überschwänglich. Der Welpe soll lernen, dass es toll ist auf „Hier“ herbei zu laufen. Sind sie zu zweit kann auch einer den Hund festhalten, während der andere wegläuft. Ist die Distanz ausreichend groß , rufen sie „Hier“, die meisten Welpen stürmen dann ihrem Menschen hinterher, allein sie einzuholen ist für den Welpen schon eine selbstbelohnende Handlung.
Wenn Ihr Welpe mitten im Spiel mit anderen Hunden ist oder anderweitig beschäftigt ist, z.B. schnüffelt, trinkt, frisst, sein Geschäft macht oder zu jemand anderen läuft, ist der denkbar schlechteste Moment ihn zu rufen, da er völlig unkonzentriert ist und nur als Hintergrundrauschen wahrnimmt, dass Sie rufen. Dummerweise lernt er dabei aber, dass man auf dieses Hintergrundgeräusch nicht hören muss, also rufen Sie nicht. Gehen Sie zu ihm, locken ihn mit Futter Ihnen zu folgen und tut er das, sagen Sie „Hier“ und geben Sie ihm die Belohnung und schicken Sie ihn dann gleich wieder loß.
Wenn Sie das „Hier“ üben, der Welpe zu Ihnen kommt, halten Sie Ihren Welpen am Halsband kurz bei sich, abwechselnd auch kurzfristig anleinen und leinen Sie ihn gleich wieder ab, dann schicken Sie ihn wieder los. Er soll nicht denken, dass jeder Spaß aufhört, wenn er artig gekommen ist. In der Übungszeit, sollten Sie Ihren Welpen zu 80% wieder losschicken und nur zu 20% angeleint lassen.
Sind Sie auf einem Feldweg oder Wiese und der Welpe entfernt sich zu weit, können Sie einfach in die andere Richtung weglaufen und ihn wenn er Ihnen nachläuft, einmal rufen, jetzt ist der unerfahrene Welpe noch eng an Sie gebunden und wird Ihnen nachlaufen, was Sie auch sofort belohnen. Diese Belohnung kann auch aus einem gemeinsamen Spiel bestehen. Bleibt der Welpe auf halber Strecke stehen als Sie ihn mit „hier“ gerufen haben, gehen Sie nicht auf ihn zu, sondern distanzieren sich von ihm. Wie schnell Sie die Distanz vergrößern hängt davon ab, bei welchem Abstand von Ihnen, der Welpe den Mut verliert, alleine zurück zu bleiben, oder wie gerne er Ihnen nach Jagd.
Ab Begin der Junghundephase (ca. 16 Woche) sollten Sie anfangen mit Ihrem Junghund zu üben, dass man nicht nur „Hier“ her kommen kann, sondern auch kommen muss. Jedes kommen wird immer noch sehr gelobt und jedes nicht kommen verhindert/verleidet. Jetzt sind Übungen an der Schleppleine angesagt, wer nicht kommt, kann mit Hilfe der Leine eingeholt werden. Selbstverständlich wird der Hund nicht gelobt, wenn wir das Ergebnis erzwingen mussten. Ein Lob muss auch etwas besonderes sein, sonst lohnt es sich für den Hund ja nicht. Bei sehr unabhängigen „Freigeistern“ kann anstelle oder zusätzlich zum Schleppleinentraining auch eine komplette Handfütterung erforderlich sein. Das bedeutet, der Hund bekommt zu Hause gar kein Fressen mehr. Er muss sich sein Futter auf dem täglichem Spaziergang „verdienen“ Bei Hunden die eine starke Futterverteidigung zeigen, ist das nicht unbedingt sinnvoll, da der Hund sonst Sie und sein Futter, seine Ressourcen, gegen andere verteidigt!
Ganz wichtig noch einmal darauf hinzuweisen, das nicht gerufen wird, wenn ich das Verhalten des Hundes nicht beeinflussen kann.
Tausende von Jahren ist dieser Hund auf eigenständiges Verhalten gezüchtet worden. Das wischen Sie nicht mit einem noch so guten Training einfach weg!
Tarak und Ayla laufen frei, die 5 1/2 Monate alte Sirin ist an der langen Leine, da sie noch nicht zuverlässig kommt. 2010
Die Rollleine
Die Rolleine ersetzt nicht das Training an der Schleppleine. Sie ist nur für Hunde geeignet, die ein Schleppleinentraining schon absolviert haben. Die Rolleine macht bei ihrer ordnungsgemäßen Benutzung ständig Geräusche und beim Stoppen Klick-Laute. Bei dieser Geräuschkulisse würde der unausgebildete Hund unter umständen, auf diese Geräusche konditioniert und nicht auf Ihre mündlichen Anweisungen. Hat der Hund gelernt an der Leine nicht zu ziehen, können Sie beginnen, das Laufen an der Rollleine zu üben, falls Sie eine solche überhaupt verwenden wollen. Wenn Sie eine Rollleine kaufen achten Sie darauf, dass Sie für das zulässige Höchstgewicht des Hundes geeignet ist. Das Führen eines Hundes an der Rollleine ist nur dann gefahrlos möglich, wenn der Grundgehorsam im Nahbereich vorhanden ist. Es muss geübt werden, dass nicht plötzlich losgerannt wird, dass man am Ende der Leine auch nicht zieht, oder in das Ende der Leine springt und das ein NEIN, STEH und HIER in jeder Situation befolgt wird. Beachten sie bitte die Gesetze der einzelnen Länder! In manchen Gebieten gibt es Vorschriften die Rollleinen verbieten, oder nur eine bestimmte Leinenlänge zulässig ist. Sonst gilt der Hund offiziell als nicht angeleint.
Foto EvB
Foto EvB
2007, Foto EvB
In fremdem, unübersichtlichen und mir unbekanntem Gelände, lasse ich meine Kangals immer erst einmal an der Rollleine. Zumindest bis sie verstanden haben, dass hier das gleiche Regelwerk gilt wie auf den heimischen Spaziergängen.
Kaiserswert 2008
Noch einmal möchte ich hier jedem dringend empfehlen, keinen Herdenschutzhund nachts frei herumlaufen zu lassen. Nur die Hunde die als echte arbeitende Herdenschutzhunde gehalten werden, müssen sich frei bewegen können. Der Kangal hat nachts seine höchste Abwehrbereitschaft!
Mal ganz davon abgesehen, dass auch der Jagdtrieb jetzt besonders aktiv ist und Sie vorhandenes Wild nicht rechtzeitig sehen können. Eine spannende Fuchsjagd macht auch nur dem Hund Spaß.
Zusätzlich zur Leine empfehle ich bei Nachtspaziergängen, das Tragen eines Hundeleuchthalsbandes und die Benutzung einer Taschenlampe. So werden Sie auch von anderen besser und rechtzeitiger erkannt.
Hat man einen übermütigen jungen Hund der noch nicht gelernt hat nicht in die lange Schleppleine oder Rolleine zu springen empfehle ich Ihnen zwei Dinge zu tuen:
1. sehr konsequent das hineinspringen verleiden! Erstens schadet das dem Hundeskelett und zweitens auch das Ihre.
2. In der übergangs Phase besser ein Brustgeschirr zu benutzen.