Die Lernphasen des „Platz“ Training und wozu ist das gut.
Wann ist das „Platz“ zu gebrauchen und wann nicht:
Das „Platz“-Kommando ist gut geeignet für Begegnungen mit Joggern oder Radfahrern. Diese sind immer sehr dankbar, wenn ein so großer Hund gut gehorcht und nicht so bedrohlich wirkt.
Für ein „Anti-Jagdtraining“ ist das „Platz“ eine gute Ergänzung, da es für Hunde einfacher ist in der Bewegung plötzlich abzuliegen, als auf „Hier“ zurück zu kommen. Dabei müssen sie ja nicht nur die Jagd unterbrechen, sondern sich zusätzlich noch von der Beute entfernen.
Nicht empfehlen möchte ich das „Platz“ bei Hundebegegnungen. Bei Begegnungen mit fremden Hunden ist es völlig ausreichend, wenn Ihr Kangal ruhig neben Ihnen steht. Zur Not kann man noch einmal schnell ins Halsband greifen.
Ein freies Abliegen auf Distanz bei Begegnungen mit anderen Hunden ist nicht zu empfehlen. Sie kennen den fremden Hund nicht, wissen nicht, ob er Ihren abliegenden Hund als potenzielles Opfer sieht und vielleicht angreift. Sie selbst haben eine sehr selbständige Rasse die zu Eigeninitiativen neigt!
Wie bringe ich dem Hund bei Platz zu machen:
Der Mensch kommuniziert hauptsächlich über akustische Signale - unsere Sprache - der Hund hauptsächlich über Körpersignale, also haben Sie bitte Geduld.
Erste Lernphase
Der Welpe weiß nicht, was das Wort „Platz“ bedeutet, er wird uns nicht verstehen, wenn wir mit ihm sprechen. Daher müssen wir bei ihm erst einmal eine Verbindung (Verknüpfung) zwischen der Aktion „hinlegen“ und dem Wort „Platz“ herstellen.
Beobachten Sie Ihren Welpen, wenn Sie sehen das er sich hinlegen will, sagen Sie genau in dem Moment „Platz“. Macht der Welpe Anstalten wieder aufzustehen, sagen Sie Ihr „Auflösungswort“. Auf diese Weise können sie eine Vorübung mit dem Welpen machen.
Sirin, 2010
Dann können Sie jeden Tag, aber höchstens fünf Minuten am Stück, in einer entspannten Atmosphäre mit Ihrem Welpen „Platz“ üben. Sie nehmen dazu ein Stück Hundewurst (natürlich nicht nach dem Füttern üben, wenn der Welpe satt ist) und halten es in der Hand dicht über dem Boden, ohne es nach vorne weg zu ziehen. Der Welpe wird jetzt versuchen, an das Futter zu kommen. Nach einigem Herumexperimentieren wird er sich auch einmal zufällig hinlegen. In diesem Moment sagen Sie „Platz“ und geben ihm sofort sein Leckerli zur Belohnung. Befor der Welpe aufsteht, sagen Sie ihr "Auflösungswort". So kann er gleich lernen sich nicht nur ab zu legen, sondern auch erst wieder nach der Auflösung auf zu stehen.
Das müssen Sie oft üben, bevor der Welpe zuverlässig versteht, was Sie von ihm möchten. Zuerst wird er dabei allerdings nicht auf Ihr gesprochenes Wort achten, sondern Ihre Körpersprache und das Handsignal lernen. Erst viel später wird er alleine auf das Hörzeichen „Platz“ reagieren. Haben Sie das Gefühl, Ihr Welpe hat eine Verbindung von Handlung und Wort hergestellt, gehen Sie zur nächsten Übungsphase über.
Zweite Lernphase
An einem Ruhigen Ort, ohne Ablenkung nehmen Sie ein Stück Hundewurst in die Hand, halten es dicht über dem Boden und sagen einmal: „Platz“. Der Welpe sollte sich nach kurzem Überlegen hinlegen und bekommt dann sofort seine Belohnung.
Legt er sich gar nicht hin, ist es möglich, dass er noch keine ausreichende Verbindung zwischen Wort und Handlung hergestellt hat, also zurück zu Lernphase eins. Hat er sich dann hingelegt und seine Belohnung verspeist, locken Sie ihn mit dem entsprechendem „Auflösungswort“, sich wieder zu bewegen. Er soll gleich lernen, das Sie mit dem sprechen des Auflösungswortes die Übung beenden und nicht er durch sofortiges aufstehen. Bei einem Welpen geben Sie die Auflösung allerdings gleich nach dem verspeisen der Belohnung. Wenn er nun wieder sitzt, steht oder herumläuft, nehmen Sie ein neues Leckerli und wiederholen die Übung. Immer nur ganz kurz üben und immer mit einer guten Übung aufhören.
Lernen soll Spaß machen, dann wird es später auch zuverlässiger gezeigt. Drei bis vier Wiederholungen am Stück sind völlig ausreichend. Wenn der Welpe sich nun nach einigen Übungen sofort hinlegt, wenn Sie einmal „Platz“ sagen, verlängern Sie den Zeitraum, bis er seine Belohnung bekommt und nehmen Sie auch einmal die Hand mit dem Futter weg, bleibt er liegen bekommt er es dann gleich wieder zur Belohnung.
Dritte Lernphase
Nun muss geübt werden das, dass Wort „Platz“ nicht nur hinlegen, sondern auch liegen bleiben bedeutet, und zwar bis ein neues Kommando oder das Auflösungswort gegeben wird. Das heißt, wir müssen jetzt die Zeit die er liegen bleiben soll langsam von ein paar Sekunden auf mehrere Minuten steigern. Sie sagen „Platz“ der Hund hat nun schon gelernt sich gleich hinzulegen. Jetzt steigern Sie die Abliege Zeit. Versucht der Hund aufzustehen drücken Sie ihn einfach sampft aber bestimmt und kommentarlos wieder auf seine Platzposition, dann warten Sie noch ein kleines Weilchen. Dann darf er aufstehen mit Ihrem „Auflösungswort“ und Sie spielen etwas mit ihm. Jetzt muss der Hund lernen, dass es sich für ihn lohnt, das zu tun was Sie sagen, durch Lob, Spiel und Futter. Aber er muss jetzt auch lernen, dass Sie auch meinen was Sie sagen und das auch durchsetzen. Seien Sie konsequent, aber geben Sie auch nicht zu viele unnötige Kommandos. Geben Sie keine wenn Sie nicht im Einwirkungsbereich sind. In den Lernphasen des wirklichen Gehorsams sind sie noch lange nicht.
Ca. ab dem 5 Monat beginnen sie mit den nächsten Phasen
Vierte Lernphase
Der Junghund sollte jetzt zuverlässig Platzmachen und liegen bleiben bis er sein Auflösungswort erhält. Wir üben nun uns von dem Hund im „Platz“ Schrittweise zu entfernen, ohne dass er aufsteht. Dabei wird die Entfernung zum Hund nur langsam gesteigert und zwar Schrittweise und nicht gleich ganze Meter! Auch das „Platz“ unter Ablenkung wird nun vermehrt eingeübt. Wenn Sie einen guten Familienbegleithund haben möchten, ist es wichtig, diese Übungen nicht nur im eigenen Garten, Hundeschulenplatz, sondern vor allem in Ihrem täglichen Umfeld zu üben. Dabei aber immer berücksichtigen welcher Schwierigkeitsgrad Ihren Hund Überfordern würde. Es hat keinen Sinn Ihren Hund zu überfordern. Also steigern Sie ihre Anforderungen erst langsam.
Sechste Lernphase
Das Ziel der Platzübung ist ein Hund, der auch in einiger Distanz zu Ihnen, sich auf Ihr Kommando sofort hinlegt und liegen bleibt. Bis Sie etwas anderes von ihm verlangen. Auch unter größter Ablenkung soll er sich nicht erheben. Bis dahin ist es ein weiter Weg. Diese Phase werden Sie am Ende der Junghundezeit noch nicht erreicht haben. Aber Sie haben gelernt wie Sie ihren Hund trainieren können um dieses Ziel eines Tages zu erreichen.
Da der Hund bis jetzt immer bei Ihnen Platz gemacht hat, versteht er natürlich erst einmal nicht, das er nicht zu Ihnen laufen soll, um an Ihrer gewohnten Seite „Platz“ zu machen. Das müssen Sie ihm auch erst einmal beibringen. Nutzen Sie Orte mit Gartenpfosten, Laternenmasten oder Bäumen. Leinen Sie den Hund dort an und entfernen sich etwa 1 Meter aus seinem Leinenbereich. Geben Sie das Kommando „Platz“. Ist der Hund am ende der Leine angekommen wird er sich vielleicht hinlegen, gehen Sie dann sofort zurück und er bekommt eine Belohnung. Sollte er sich nicht hinlegen, sondern weiter versuchen zu Ihnen zu kommen, geben Sie ausnahmsweise auch einmal ein zweites „Platz“ Kommando, auch verbunden mit einem deutlichen Handzeichen. Schließlich muss der Hund erst einmal verstehen, was Sie von ihm wollen.
Sirin mit 6 Monaten lernt "Platz" auf Distanz, 2010
Kann der Jung-Hund diese Übung schon gut, beginnen Sie auch die Distanz zu Ihnen langsam zu steigern. Wenn er auch das zuverlässig kann, können Sie dazu übergehen auf diese Hilfsmittel zu verzichten und ohne Leine das Platz auf Distanz zu üben. Bitten sie dazu einen Bekannten auf den Spaziergang mit zu kommen. Der Hund läuft an der Schleppleine. Ihr Bekannter geht etwas voraus, er hat das Ende der Schleppleine. Der Hund läuft in der Mitte und Sie lassen sich absichtlich zurück fallen. Sind sie so weit entfernt, das der Hund nicht mehr zu ihnen laufen kann, da die Schleppleine ihn aufhalten würde. Geben Sie Ihr „Platz“ Kommando. Der Hund versucht zu Ihnen zu laufen, doch die Schleppleine verhindert das. Hat Ihr Hund die Vorübungen gut verstanden, wird er sich spätestens jetzt hinlegen. Nach einigen Wiederholungen wird der Hund es auch ohne Schleppleine umsetzen. Wenn Sie ohne Hilfsmittel üben, denken Sie immer daran, dass nicht nur Ihre Stimme sondern auch Ihre Körpersprache, das Verhalten des Hundes beeinflussen kann. Läuft der Hund voraus und sie geben das „Platz“ Kommando. Der Hund versucht aber doch wieder zu Ihnen zu laufen. Können Sie den Hund von sich Abblocken, wenn Sie sich Frontal zu ihm hinstellen, die Hände gespreizt ihm entgegen strecken und ihn dabei Anstarren. Legt er sich dann ab, drehen Sie sich sofort seitlich, wenden den Blick ab und loben ihn verbal. Die Belohnung bekommt er dann wenn Sie bei ihm angekommen sind.
"Platz" aus der Bewegung, natürlich soll am Ende die Fleischwurst nicht fehlen, 2010
Parallel üben Sie mit dem Hund in ihrer Nähe das Abliegen aus der Bewegung. Nutzen Sie dazu Ihre Fantasie und Ihre Körpersprache. Eine Lockere Entspannte Atmosphäre macht auch gleich beiden Spaß, dem Schüler und dem Lehrer.
Wenn der Hund das "Platz" schon besser und schneller befolgen kann, fängt mann an die sehr überdeutliche Körpersprache zu reduzieren, bis der Hund auch Platz macht, wenn man ganz gerade steht.
Siebte Lernphase:
Erst wenn der Hund zuverlässig liegen bleibt, sollten Sie anfangen mit Ihm das Abrufen aus dem Platz zu üben.
Achte Lernphase:
Platz aus einem Erregungszustand heraus. Das kann später eine Situation extremer Ablenkung heraus sein, wie zB die Sichtung von Wild. Jetzt üben wir das aber erst einmal mitten im Spiel. Sie spielen wild mit ihrem Hund und verlangen plötzlich ein "Platz" von ihm. Liegt er ruhig spielen Sie zur Belohnung gleich weiter mit ihm.
Bedenken Sie immer, es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, haben Sie Geduld.