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Ausbildung | Futteraggression

Tarak mit Rinderunterbeinknochen, 2005, Ayla und Tarak, 2005


Futteraggression und was ich dagegen tun kann


Futter ist für den Hund eine lebensnotwendige Ressource.


Ihr Hund/Welpe verhält sich völlig Artgerecht, wenn er sein Futter verteidigt. Schon als Milch saugender Welpe lernt er eine ergatterte Zitze möglichst nicht wieder frei zu geben. Futter gehört dem, der es zu erst hat. Im Wolfsrudel verteidigen auch Rangniedere ihr Futter gegenüber Ranghöheren, wenn auch nicht immer erfolgreich. Nach neueren Forschungen über Futter- Rangordnung ist es auch nicht immer der Ranghöchste, der Beute zuerst frisst. Sie haben also nicht gleich ein Rangordnungsproblem, wenn Ihr Hund solches Verhalten zeigt.


Als unproblematisch im Zusammenleben zwischen Mensch und Hund und vor allem Kind und Hund, würde ich das aber nicht bezeichnen. Da kann es zu sehr gefährlichen Situationen kommen, wenn der Hund nicht lernt, uns gegenüber das Futter nicht zu verteidigen. Es könnte ja auch etwas Giftiges sein, das der Hund da gefunden hat, das sollte er schnell "aus" lassen.


Sollte ihr Hund Futterverteidigungsbereitschaft zeigen, sollten Sie sich erst ein Mal zeitweise an ein paar nützliche Regeln halten. Nicht vom Tisch füttern. Sein Futter oder Essensreste bekommt er auch nicht in der Küche oder im Esszimmer. Diese Räume sind für einen Hund strategisch sehr wichtig und können dann auch seine Verteidigungsbereitschaft auslösen. Sein Futterlagerraum und sein Fressplatz sollten abseits der Haupt-Aufenthalts-Räume oder -Zonen sein. Kauknochen und Knabber-Artikel bekommt er nur dann, wenn sich gezeigt hat, dass er sie widerspruchslos sofort und jederzeit hergibt. Bei extremer Futterverteidigung muss der Hund über einige Zeit ausschließlich aus der Hand gefüttert werden. Hat sich sein Verhalten dann gebessert, kann man dazu übergehen nur den gefüllten Napf noch bei der Fütterung in der Hand zu halten. Dabei nimmt man auch den Napf ab und zu weg, um ihn dann, wenn der Hund freundlich bleibt, gleich wieder anzubieten. Füllen Sie dabei ab und an noch Futter in den Napf, der Hund lernt dabei, das es sich durchaus auch für ihn lohnt, den Napf wieder herzugeben. Streicheln Sie Ihren Hund mal während des Fressens, versteift sich sein Körper dabei, sehen Sie, dass er immer noch ein Problem damit hat, das Sie beim Fressen da sind. Weicht er hingegen der Berührung nur aus ohne dabei angespannt zu sein, ist das völlig in Ordnung. Er hat jetzt keine Lust auf Streicheleinheiten. Er sollte völlig entspannt bei Ihnen fressen, bevor Sie mit dem nächsten Schritt weiter üben. Nun üben Sie, dass der Napf am Boden steht. Während des Fressens heben Sie ihn immer mal wieder kurz hoch, ab und zu tun Sie dabei noch etwas mehr Futter hinein. Der Hund lernt, dass der Mensch ihn nicht nur beim Fressen „stört“, sondern für sein leibliches Wohl sorgt. Als nächstes können Sie beginnen am Hund vorbei zu gehen, wenn er frisst, auf dem Rückweg gehen Sie direkt auf ihn zu und bleiben am Futter stehen und geben manchmal noch Futter dazu. Ist er jetzt völlig gelassen waren Ihre bisherigen Übungen erfolgreich. Fängt er wieder an zu drohen, haben Sie zu früh mit dieser Übung begonnen. Da hilft nur länger Handfüttern. Im Zweifelsfall immer lieber zu einem kompetenten Hundetrainer gehen, der kann das Problem praktisch und individuell mit Ihnen gemeinsam einüben.


Nur als Anmerkung am Rande sei erwähnt, dass in seltenen Fällen bei Hunden auch schon eine Verteidigungsbereitschaft von Wassernäpfen beobachtet werden kann. Dann müssen Sie diese Situation mit dem Wassernapf genauso penetrant üben.

 


Ayla 2008


Es ist sehr sinnvoll mit dem Welpen/Junghund diese Situation des Futterwegnehmens immer mal wieder zu üben und nicht zu warten, bis sie einem 65 kg schweren, zähnefletschenden Hund gegenüber stehen. Wenn der Welpe sich bei Ihnen eingelebt hat, können Sie mit ein paar nützlichen Futterübungen anfangen. Sie halten in Ihrer geschlossenen Hand ein leckeres Stück Futter, etwa auf Nasenhöhe des Welpen, und sagen Sie einmal „Nein“, wenn er versucht es aus Ihrer geschlossenen Hand zu nehmen. Nun warten Sie ab bis er aufgibt. Dann öffnen Sie die Hand und reichen ihm das Futter zum Beispiel mit dem Wort „Nimm’s“. Haben Sie diese Übung schon an ein paar Tagen kurz geübt und Sie haben gesehen, dass Ihr Welpe schon verstanden hat die Futtergabe nicht erzwingen zu können, beginnen Sie mit der Nächsten Übung. Nehmen Sie eine Trockenpansenstange (sie sollte lang genug sein, dass Sie sie gut festhalten können und fest genug, das der Welpe keine Stücke abbeißen kann), halten Sie diese wieder in Reichweite des Welpen, nähert er sich, sagen sie einmal „Nein“, sollte er nun nicht zurückweichen oder Abstand halten, schubsen Sie ihn kurz beiseite. Nehmen Sie nicht den Pansen weg, der Hund soll lernen sich von dem Futter zu entfernen. Hat er es richtig gemacht geben Sie ihm die Pansenstange, er darf sie als Belohnung neben Ihnen auffressen.


Hat er gelernt den Pansen nicht einfach aus Ihrer Hand zu nehmen, beginnen Sie mit der folgenden Übung. Jetzt werden alle weiteren Übungsschritte mit einem angeleinten Junghund durchgeführt, alternativ können Sie auch den Pansen fest anbinden (Hauptsache der Hund läuft nicht mit dem Futter weg). Sie legen den Pansen vor sich auf den Boden, wenn der Hund sich auf das leckere Stück stürzen will, sagen Sie rechtzeitig „Nein“. Hat der Hund die anderen Vorübungen wirklich richtig verstanden, sollte er sich jetzt nicht weiter annähern. Tut er es doch, sollten Sie ihn vor Erreichen des Futters wegschupsen. Hat das nicht gereicht und er hat den Pansen bekommen, haben Sie hoffentlich schon das Kommando „aus“ geübt. Nehmen Sie ihm die unrechtmäßig erstandene Beute wieder weg. Er ist ja angeleint und kann mit der Beute nicht abhauen. Wenn Sie die Übung nun erneut beginnen, seien Sie etwas reaktionsschneller als ihr Hund und unter Umständen auch etwas heftiger in der Korrektur. Der Hund bekommt den Pansen als Belohnung, wenn er es zum ersten Mal richtig macht. Hat der Hund gelernt nichts fressbares vom Boden aufzunehmen wenn sie „Nein“ gesagt haben, sollten Sie anfangen, die Distanz zwischen Ihnen, dem Junghund und dem Futter schrittweise zu Vergrößern. Da manche rücksichtslosen Menschen Gift auslegen, kann es Ihren Hund das Leben retten, wenn er auch in großer Distanz Ihr „Nein“ akzeptiert. Sie können die ganzen Übungen auch mit „Pfui“ oder einem anderem Wort antrainieren.

 

Um das Kommando „Aus“ einzuüben, gehen wir ganz ähnlich vor. Der Junghund ist angeleint und Sie haben eine Pansenstange/Ochsenziemer/Schweineohr usw. Sie halten das Futter vor den Hund und sagen „Nimm’s“, halten aber das Stück weiter in der Hand. Lassen Sie ihn eine Weile daran knabbern, streicheln Sie ihn auch ab und zu dabei. Dann halten Sie ihm etwas anderes sehr leckeres vor die Nase und sagen "Aus" in dem moment wo der Hund den Kauartikel loß läst und ihren Futtertausch akzeptiert. Wiederholen sie diesen vorgang ein paar mal hintereinander, bis Sie das Gefühl haben ihr Hund hat es verstanden. Machen Sie diese Übung an mehreren Tagen und verschiedenen Orten bis es immer gleich klappt. Nun fangen Sie an das ganze ohne Futtertausch zu üben. Sie geben ihrem Hund wieder eine Kaustange, dann sagen Sie „Aus“ und nehmen es weg. Hat er es gleich hergegeben, reichen Sie es ihm gleich wieder und er darf zu ende knabbern oder geben Sie ihm etwas anderes leckeres zur Belohnung. Hat er es nicht hergeben wollen, fangen Sie nicht an an dem Stück zu ziehen, das der Welpe noch festhält. Das könnte sich für ihn als ganz tolles Zerrspiel erweisen. Sie kneifen ihn hinten in die Flanke, dann lässt er vor Überraschung vorne los. Warten Sie ein Weilchen, dann beginnen Sie die Übung von vorne. Nur wenn er das Futter nach dem „Aus“ freiwillig hergibt, darf er die Kaustange neben Ihnen aufknabbern. Sie können mit dem Welpen das "Aus" zu Anfang auch nur über Futtertausch einüben. Hat der Welpe verstanden, das er etwas besseres bekommt, wird er schnell und freudig das "Aus" lernen. Es ist trotzdem nicht sinnvoll das Auslassen von Futter nur über Futtertausch zu üben. Findet Ihr Hund mal ein totes Kaninchen, womit wollen Sie Tauschen, mit Trockenfutter?


Hat er bis jetzt verstanden was Sie wollen, steigern Sie den Schwierigkeitsgrad und legen den Pansen auf den Boden (anstelle des Hundes, können sie auch das Futterstück „anleinen“), sagen Sie „Nimm’s“ und lassen Sie ihn eine ganze Weile knabbern. Er soll glauben, dass es jetzt wirklich seins ist. Ist er ganz entspannt dabei, geben Sie ein „Aus“, er kennt den Ablauf nun schon und sollte es sofort auslassen. Danach lassen Sie ihn in Ruhe zu ende knabbern. Geben Sie ihm Gelegenheit zu lernen, dass wir das Futter nur mal ansehen wollen und er seine Nahrung auch gleich wieder bekommt. Er lernt das wir keine Futterkonkurenz für ihn sind, sondern nur ein Besichtigung-recht wollen. Das Wegnehmen von sehr schmackhaften Fressen wird erst geübt, wenn es mit weniger leckeren Futter schon zuverlässig klappt. Selbst gefundene, erbeutete, also erarbeitete Nahrung, hat für den Hund einen sehr hohen Stellenwert. Ist für ihn eine doppelt wichtige Ressource, erstens als Nahrung an sich und zweitens als Status-Trophäe.

 

 

Im Welpenkurs kann man mit dem Jungen-Hund üben, friedlich mit den anderen Hunden Futter zu fressen. Man sollte trotzdem vorsichtig sein, wenn man Hunde zusammen füttert, die das nicht kennen. Man sollte auch nur Hunde zusammen leckere Knabbereien überlassen, wenn die Rangordnung gefestigt ist oder der Altersunterschied eher eine Eltern-Kind Hirarchie wiederspiegelt. Resourcen sind für Herdenschutzhunde sehr wichtig! Nicht nur als Nahrung sondern auch als Status-Symbol.

 

Sirin und Bo, 2010

 

Auch auf dem Hundespaziergang läßt sich einüben, das die Belohnung mit anderen geteilt wird.

 

 

Foto 2005 EvB

 

 

Foto 2005 EvB

 



Foto 2005 EvB

Alle haben gelernt, das Futter gerecht aufgeteilt wird. Also kein Grund für Ressourcen-Streiterei!