Der Hund Das Wesen Haltung Kangals & Kinder Literatur Urlaub
Der Kangal | Haltung

Haltung des Kangal als Familienhund in urbanem Gebiet.

 

Bevor man sich einen absoluten Spezialisten anschafft muss man sich wohl überlegen, ob dieser Hund auch zu einem selbst passt. Es gibt zwar rassetypische Eigenschaften, aber jeder Hund ist auch eine Individuelle Persönlichkeit. Seine ererbten und erlernten Eigenschaften prägen sich unterschiedlich stark aus. Passt ein solcher Hund zu meinen Lebensumständen nicht nur heute, sondern die nächsten 15 Jahre. Ist mein Wohnort geeignet, sind die Nachbarn tolerant, der Kangal kann sehr laut und durchdringend bellen. Ist meine Familie bereit und in der Lage mit dem neuen Hausgenossen zu leben. Sprechen sie mit Leuten die diese Hunde halten.

Ein stabiler Stahlzaun, 2 m hoch, ist nicht für jeden HSH erforderlich, kann aber auch nicht schaden.

 

 

Das optimale Kangal-Grundstück liegt in ländlicher Umgebung. Sein Heimatrevier endet für ihn nicht am Zaun sondern umschließt alles, was er noch überblicken kann. Mit seiner Verteidigungsbereitschaft muss also gerechnet werden. Daher muss man je nach Ausprägung des Wachtriebes auch eine entsprechende Zaun-Höhe und Zaun-Stärke mit in die Anschaffungskosten des Hundes einrechnen.

 

 

 

 

Der Kangal ist am Zaun durchaus auch nachgiebig, soweit es nicht "sein Zaun/Revier" ist, Ayla und Bullmastiff Elsa, 2009

 

 

Gehen besonders häufig Menschen mit Hunden an ihrem Garten vorbei, kann es sinnvoll sein außen vor dem Zaun noch eine Sichtschutzhecke zu pflanzen. Dadurch können andere Hunde nicht mehr in ihren Zaun springen, um ihre Hunde zu ärgern. Sie müssen die Individuellen Neigungen Ihres Hundes genau beobachten, und gegebenenfalls ihr Grundstück sicherer einzuzäunen. Sowohl was die Höhe des Zaunes als auch dessen Stabilität betrifft. Üben sie mit dem jungen Hund nicht am Zaun hoch zu steigen, zu springen oder anders dort herum zu "turnen". Machen sie ihrem Hund von Anfang an klar, dass er über keine Zäune springen darf. Auch dürfen sie ihn zum springen nicht animieren, sonst kann es Ihnen schnell passieren, dass sie tatsächlich einen „2.50 m hohen Zaun mit Schrägabweisern nach innen“ wie im Gutachten von Dr. Feddersen-Petersen beschrieben, brauchen.

 

Ayla und Pferde, 2009

 

Ayla, Tarak und Pferde, 2009


Liegt ihr Grundstück sehr ruhig und ist kein Spaziergehweg in unmittelbarer Nähe, ist auch ein einfacher Maschendrahtzaun unter Umständen ausreichend. Der Maschendrahtzaun hat allerdings den Nachteil, dass findige „Bastler“ einfach eine Masche herausziehen und schon offenbart sich die große Freiheit. Wenn Maschendraht verwendet werden soll, dann eher eine Vierer-Masche als eine Sechser. Den Draht gibt es auch unterschiedlich stark. Es soll ja Hunde geben, die sich durch den Zaun „gebissen“ haben.

 

Einige Hirtenhunde neigen auch zum Ausheben großer Erdhöhlen. Ein Untergrabenschutz des Zaunes könnte deshalb vielleicht erforderlich sein. Dies sollten Sie unbedingt vor der Anschaffung eines Wachhundes bedenken. Da könnte eine menge Arbeit und finanzielle Zusatzbelastung auf Sie zukommen. Einige HSH kommen mit einem ganz normalen Zaun gut aus, und zeigen keine Neigung diese Grenze zu überschreiten. Mein Leitmotto dazu ist: seien Sie auf das Schlimmste vorbereitet, und hoffen Sie auf das Beste. Mit dieser Einstellung kommen sie gut mit dem Hund klar.

 

Typisch für Herdenschutzhunde ist es neues und unbekanntes Gelände oder Grundstücke zu inspizieren. Sie patrolieren die Grenzen ab und untersuchen die Zaunqualitäten. Dieses Verhalten zeigen schon die Junghunde und Welpen. Der Hund entfernt sich nicht von seinen Besitzer weil er eine schlechte Bindung zu Ihm hat, oder an der Kommunikation mit Ihm nicht interressiert ist, sondern weil er das Gelände untersuchen muss! Der Herdenschutzhund will sicher stellen das hier keine Gefahren drohen und sich mit dem Gelände vertraut machen. Diese Unabhängigkeit darf man nicht mit sozialem Desinteresse oder andauernder Distanziertheit verwechseln.

 

 

Tarak mit 16 Wochen bei der Zaunprüfung, 2000

 

Man darf sich nicht wundern, wenn auch Ihr gepflegter Garten bald nach Anschaffung diese Hunde anders aussieht. Zumindest sollten Sie darauf gefasst sein, das dieser Hund seine ganz eigene Vorstellung von guter Gartengestaltung hat. Haben sie einen Ziergarten, so ist dieser Hund bestimmt nicht dazu geeignet, mit Ihnen den Garten zu teilen. Sie lieben es sich irgendwo Liegekuhlen zu scharren, oder ganze Höhlen anzulegen. Gerne wird etwas ausgegraben oder „beschnitten“, vor allem wenn es dem Hund die optimale Sicht auf sein Reich versperrt. Ein Kangal ist ein Wachhund, das ist sein naturell und seine Passion. Er liebt es von einer kleinen Anhöhe aus sein Grundstück und das umliegende Gebiet zu überblicken. Wundern sie sich nicht, wenn auf der Innenseite des Zaunes bald nichts mehr wächst und eine richtige Spuhrbahn entsteht. Wollen sie etwas am Zaun pflanzen muss es entweder sehr robust und groß sein, oder sie pflanzen es gleich im Abstand von einem Meter zum Zaun. Beachten sie bitte auch, dass Sie keine giftigen Pflanzen haben sollten, vor allem in der Welpen und Junghundezeit wird viel herumgeknabbert.

 

Hinweise über Giftpflanzen finden sie hier:

http://www.vetpharm.unizh.ch

http://www.giftpflanzen.ch

 

Der Kangal ist absolut kein Wohnungshund, auch wenn es ab und zu Individuen gibt die sich auch dort wohl fühlen, so ist das die absolute Ausnahme. Der Hund fühlt sich erst auf einem großen Grundstück richtig wohl. Haben Sie keine Nachbarn, kann Ihr Hund auch noch Nachts draußen schlafen und seinen geliebten Nachtwachen nachgehen, ohne die anderen Nachts durch plötzliches bellen aus den Betten zu holen. Ansonsten empfehle ich Ihnen zur guten Nachbarschaftspflege, den Hund unbedingt im Haus schlafen zu lassen.

 


 

Kangalhündin, Sivas-Kangal 2001


Die Herdenschutzhunde sind sensible Hunde die es mögen, ihre Menschen in der Nähe zu wissen. Als Hunde des Nomadentums und der Transhumanz sind sie es gewöhnt, meistens mit ihren Bezugspersonen zusammen zu sein. In Anatolien werden die Schafe von Hirten geführt, die Hunde haben dabei viel Sichtkontakt zu ihrem Menschen. Im Dorf laufen sie meist frei umher und können ihre Menschen, wenn diese das Haus verlassen, begrüßen. Nachts schlafen sie draußen oder sind wenn nicht auf der Weide, im Pferch oder Stall mit den Nutztieren. Sie binden sich eng an ihre Menschen oder/und deren Nutztiere, zumeist Schafe.

 

Eine Zwingerhaltung wäre für diese Rasse katastrophal. Lassen Sie Ihren Hund also nicht ständig oder lange alleine und nehmen Sie ihn mit, wenn er das gerne möchte und es möglich ist. Der Hund signalisiert Ihnen gut, ob er lieber mitmöchte oder ihm der Wachdienst zu Hause wichtiger ist. Nur täuschen sie sich nicht, am liebsten hat er sie zu Hause, dann kann er beides haben. In gewisser Weise kann man sagen, dass ein Kangal eher "die Katze" unter den Hunden ist.

 


 

Grauer Kangalrüde, Sivas 2001


Sie zeigen nur selten ihre innere Verbundenheit zu ihren Menschen, aber sie ist immer da.


Der Kangal ist überhaupt ein sehr menschenbezogener Herdenschutzhund, die absolute Mehrheit freut sich über jeden Fremden den er auf dem Spaziergang trifft, oder der ihn zu Hause besuchen kommt. Sie lieben Ihren Postboten, der kommt ja schließlich regelmäßig vorbei und gehört zu ihrer Tagesroutine, da brauch „Hund“ dann ja auch nicht bellen, sondern freut sich besonders.


Der HSH ist ein sehr rudelfähiger Hund. In seinem natürlichen Einsatzbereich arbeiten immer mehrere Hunde bei der Herde. Der Kangal legt dabei großen Wert auf eine strikte Rudelhierarchie und solange wir diese auch beachten, kommen die Hunde gut miteinander aus. Streitigkeiten untereinander können dabei natürlich arttypisch auftreten. Vorraussetzung für diese Form der Haltung ist sehr viel Hundeerfahrung und viel Platz, so dass sich die Hunde auch mal ausweichen können. ACHTUNG: während der Läufigkeit einer Hündin empfiehlt es sich die Hunde genau zu beobachten und richtig einzuschätzen. Im zweifelsfall sicherheitshalber, diese so lange separat halten. Sonst kann es zu heftigen Streitigkeiten unter den Hunden kommen oder auch zu ungeplantem Nachwuchs.