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Beschäftigung | Mantrailing, Langfassung

Mantrailing als Beschäftigungsmöglichkeit für Herdenschutzhunde


Vortrag von Ariane Kümpers für das HSH Treffen (Herdenschutzhund-Service e.V.) im September 2008

 

Im Jahr 2005 hörte ich das erste Mal etwas über eine Ausbildungs- und Beschäftigungs-möglichkeit genannt: Mantrailing.


In den USA ist das schon länger üblich, aber noch nicht so verbreitet und anerkannt, wie bei uns in Deutschland.

 

Nun was ist Mantrailing:


Mantrailing ist die Suche mittels Gebrauchshunden nach vermissten Personen unter Anleitung eines Hundeführers.

 

Die Nase ist der am Besten entwickelte Sinn des Hundes.


Olfaktorische Fähigkeit, Geruch: Auf Gerüche wie zum Beispiel Blumen reagiert die Hundenase kaum (das ist für den Hund einfach unwichtig) andererseits ist das Geruchsvermögen der Hunde beim Aufspüren von Buttersäure (im Schweiß enthalten) mindestens eine Million Mal besser als das des Menschen. Der Hund verfügt über 220 Millionen Geruchszellen (je nach Hunderasse variiert diese Zahl), während der Mensch gerade mal 5 Millionen aufweisen kann. Alle Gerüche, die mit dem Aufspüren von jagdbarem Wild, Futter, Sexualpartnern oder der Erkennung von Sozialpartnern zu tun haben, sind bei Hunden extrem gut ausgeprägt. Wir können uns nicht einmal ansatzweise vorstellen, in was für einer olfaktorischen Welt der Hund lebt, zu der wir keinen Zugang haben.


(Die große Oberfläche des Riechepithels, welches beim Wolf 130 cm? ausmacht – beim Menschen 5 cm? - ist der Geruchssinn so hervorragend entwickelt, dass er Menschen, Tiere und die Identität von Artgenossen auf eine Entfernung von zwei Kilometern (vermutlich jedoch weiter) „erriechen“ kann. R. Kalb, Bär, Luchs, Wolf, S 270)

 

Wie entwickelte sich das Mantrailing:


Im Zeitalter der Sklavenhaltung Nordamerikas wurden Mantrailer eingesetzt, um die entlaufenen Sklaven zu verfolgen. Diese Hunde wurden im Team geführt oder auch ohne Leine eingesetzt. Dann wurden Mantrailer eingesetzt auf der Suche nach entflohenen kriminellen Häftlingen. Etwas später wurde es auch im zivilen Bereich angewendet. In Amerika ist es heute üblich, anhand von Mantrailern den Tatverlauf eines Verbrechens zu rekonstruieren, oder vom Fundort einer Leiche den Täter zu trailen.

 

Was sind die Unterschiede von Traking und Trailing:


Bei der Arbeit des Fährtensuchens (Traking) wird sehr viel auf den Äckern der Landwirte geübt. Das erfordert auf jeden Fall das Einverständnis des Landwirtes und des Jägers! Bei der Fährte lernt der Hund hauptsächlich die Geruchspartikel einer Bodenverletzung zu verfolgen, die durch das Zerquetschen von Pflanzen und Mikroorganismen in der Erde entstehen, wenn zum Beispiel durch einen Fuß beim gehen, oder durch mechanische Geräte (Autoreifen), der Geruch des Untergrundes verändert wird. Der Hund befindet sich dabei immer auf oder zumindest sehr dicht neben dem tatsächlichen Gehweg irgendeiner Person. Durch gezieltes Training lernt der Hund diesen Fährtenmischgeruch einer Bodenverletzung mit tiefer Nase zu suchen, und verlorene Gegenstände zu verweisen. Logischerweise finden sich auf Betonböden und Asphalt solche Bodenverletzungen nicht, daher können diese Hunde auch dort nicht erfolgreich suchen.

 

 

Beim Mantrailing orientiert sich der Hund im Gegensatz zum "Fährtenhund", an der tatsächlichen individuellen Duftspur des Menschen, am Individualgeruch, der unter anderem durch Hautschuppen, Schweiß und deren Zersetzungsprozessen entsteht. Ein Mensch hat etwa zwei Billionen Hautzellen, davon verliert er ungefähr 40.000 Partikel pro Minute. Der Individualgeruch ist wie ein Fingerabdruck des Menschen unverwechselbar, wir hinterlassen ihn permanent. Durch ein gezieltes Training filtert der Hund diesen Individualgeruch aus der Umwelt heraus. Der trailende Hund hat nicht wie bei der Fährtensuche, die Nase dicht am Boden, sondern läuft oft mit halbhoher Nase und nimmt immer mal wieder mit erhobener Nase im Wind die Witterung auf. Die tatsächliche Duft Spur des Menschen driftet z. B. durch Windeinwirkung/Aerodynamik und Sonneneinstrahlung/Thermik und natürlich Regen ab, verdünnt sich an einigen Stellen und verdichtet sich dafür eher an windgeschützten Stellen. Daher läuft der Hund unter Umständen auch nicht direkt auf dem Weg, den die zu suchende Person gelaufen ist. Da beim Mantrailing die Duftmoleküle der Zielperson gesucht werden und nicht die Bodenverletzungen wie bei der Fährtenarbeit, kann eine Suche noch nach einigen Tagen, unter besten Gegebenheiten sogar noch nach Wochen oder Monaten erfolgen. Der älteste Trail der erfolgreich abgesucht wurde, von dem ich gehört habe, war etwa ein Jahr alt. Da fragt man sich schon, was der Hund da noch riecht. Für das Mantrailing werden oft Jagdhunde eingesetzt, da diese durch Ihre genetische Veranlagung gut geeignet sind, wie z.B.: der Bloodhound oder Schweißhunde. Doch haben sich auch andere Gebrauchshunderassen in der Praxis bewährt.

 

 

Ayla nimmt den Individualgeruch der zu suchenden Person auf. In einem Frischhaltebeutel befindet sich ein Papiertaschentuch, das die versteckte Person eine Weile auf der Haut getragen hat. Es ist dabei nicht nötig, dass der Hund direkt die Nase in die Tüte mit dem Geruchsobjekt hält.


Man kann alles mögliche als Geruchsträger Verwenden, wie zum Beispiel: Kleidungsstücke, persönliche Gegenstände, Haare. Die Qualität des Geruchsträgers ist entscheidend für den Verlauf der Suche.

 

 

Ayla bekommt als Geruch einen Autoschlüsselbund der Versteckten Person, wenn der Hund sicher verstanden hat was er tun soll kann man auch anfangen, anscheinend schlechte Geruchsträger zu verwenden, um den Schwierigkeitsgrad zu steigern.

 

 

Auch ein Auto ist ein Geruchsträger. Da man es unterwegs auf den Trail schlecht mitnehmen kann sollte man, wenn man keinen anderen Geruch der zu suchenden Person hat, einen Abstrich der Autotürklinke mit einem Pad nehmen. Der lässt sich leichter transportieren. Mira nimmt noch einmal eine Nase voll Geruch auf, bevor sie anfängt, mich zu suchen.

 

Mantrailer können fast überall eingesetzt werden. Im Bereich der Rettungshundearbeit werden immer mehr Mantrailer ausgebildet. Durch den Einsatz der Mantrailer kann unter Umständen rekonstruiert werden, wo eine Person hingegangen, oder auch hingefahren ist. Auch ein Auto hat genug Ritzen, um noch den Individualgeruch der mitfahrenden Personen abzugeben. Einen solchen Trail bezeichnet man als Car Trail. Das Zusammenspiel zwischen Mantrailern und Flächensuchhunden steigert die Effizienz bei der vermissten Suche. Es werden jedoch, je nach Situation und Anforderung, auch ausschließlich Mantrailer oder Flächensuchhunde bei der vermissten Suche eingesetzt.

 

Nun, wie sollte der Herdenschutzhund, mit dem man Mantrailing betreiben möchte, beschaffen sein?


Wir halten uns in der Öffentlichkeit auf, so dass man erwarten muss, dass Ihr Euren Hund sicher Einschätzen könnt. Mit welchem Verhalten ist in welcher Situation zu rechnen. Versteht er, dass er beim Mantrailing nicht im Wachdienst ist und andere Menschen und Hunde ignorieren soll!




Das Trailen ist selbstverständlich nur mit sozialverträglichen Hunden zu verantworten. Sie müssen in der Lage sein, Ihren Hund an kurzer wie langer Leine zuverlässig zu führen und zu managen. Die Kommandos „STEH“, „HIER“ und „NEIN“ sollten in jeder Situation sicher abrufbar sein. Man kann nie wissen, welcher Mensch als nächstes aus dem Hauseingang tritt, oder welcher Hund um die Ecke kommt. Beim Trailen auf dem Lande sollte man den möglichen Jagdtrieb im Auge behalten. Gerade Hasen und Kaninchen bleiben erst einmal still sitzen, um dann im letzten Moment aufzuspringen. Das kann dann natürlich fatal sein, wenn man so viel beschleunigte Körpermaße an einer 10 Meter Leine nicht kontrollieren kann. Eine solide Grunderziehung ist absolute Voraussetzung. Wenn man in Ortschaften trailt, ist immer mit unvorhergesehenen Situationen zu rechnen. Passanten könnten über die Schleppleine stolpern. Ihr seid dafür verantwortlich, dass niemand zu Schaden kommt. Der Hund kann plötzlich auf die Straße abbiegen. Wenn er dann noch zwischen parkenden Autos hervorschießt, kann kaum ein Autofahrer noch bremsen, da hilft nur ein rechtzeitig gegebenes Kommando: „STEH“

 

 

Der Herdenschutzhund mit dem man Trailen möchte, sollte kontaktfreudig Menschen gegenüber sein, sonst ist seine Motivation nicht ausreichend, um einen Menschen zu finden und Futter reicht bei vielen als alleinige Motivation auch nicht aus.

 

Ich dachte mir also, der Kangal Herdenschutzhund mag Menschen, auch Fremde und zumindest meine Kangals hatten immer mit großer Begeisterung Wanderer, Angler und Pilzsammler sowie ab und zu einen Jäger in der freien Natur „aufgestöbert“. Da dachte Ich, das könnte man ja mal ausprobieren. Nach dem Einlesen in diese fremde Materie fasste ich den Entschluss, im November 2006 wirklich anzufangen. Mein Rüde Tarak (Seacop Altin Tarak) war zu dem Zeitpunkt 7 Jahre alt und zeigte wenig Interesse. Hätte er als junger Hund angefangen, wäre das glaube ich anders gewesen, da er sehr anhänglich ist und sich absolut gerne mit Menschen beschäftigt. Ich hatte mit ihm angefangen Fährtenarbeit zu machen, als er zwei Jahre alt war, nur dabei sucht der Hund nicht eine Person! Das wird mit Futterstücken auf der Fährte geübt und für Futter interessiert er sich nicht. Also blieb nur meine Hündin Ayla (Ayla Sari Kangal von Kitap Orman) als Versuchskaninchen. Mir waren zu diesem Zeitpunkt nur Gebrauchshunderassen bekannt, die dafür verwendet werden. Das Training beginnt, wenn der Welpe 8 Wochen alt ist. Daher startete Ayla mit drei Handicaps: Sie war ein Kangal, sie war schon drei Jahre alt und ich, zwar Hundetrainerin, zumindest aber auf diesem Gebiet, noch völlig unerfahren. Doch zu meiner großen Freude lernte sie begierig und freut sich immer sehr, die „vermisste Person“ zu finden. Wir trainieren wenn es geht einmal die Woche, in jedem Gelände: Wald, Flur, Stadtzentrum, Wohngebiet und auch zu unterschiedlichen Zeiten.

 

Ich möchte euch jetzt auch noch Mira vorstellen, sie ist eine Kuvasz-Mix Hündin, Silke Stave hat mit ihr im Januar 2007 angefangen zu trailen, da war sie 3 Jahre alt. Aus Zeitgründen - sie hat ihre eigene Hundeschule - trailt sie eher unregelmäßig.

 

 

Sicherheit:


Da man beim Trailen auch mal in schlechtes Wetter mit unzureichender Sicht gerät, oder wie hier oben zu sehen, sogar in die Dämmerung und Dunkelheit kommt, empfiehlt sich doch eine Bekleidung zu wählen, die für andere gut sichtbar ist und auch ein Brustgeschirr für den Hund zu verwenden, das mit Reflektoren ausgestattet ist.


Ausrüstung:

 

  • Brustgeschirr
  • Schleppleine: Lederleine 10 Meter lang, die Nylonleinen haben die negative Eigenschaft, sich bei nassem Wetter vollzusaugen und sehr schwer zu werden und außerdem bleibt alles an ihnen hängen, von dünnen Nylonleinen kann ich noch stärker abraten, da sie die Hände verletzen können, falls der Hund doch mal plötzlich zieht. Das tragen von Handschuhen erübrigt sich für unsere Rassen eigentlich, da wir dieses Gewicht durch Autorität und nicht durch Kraft zügeln müssen.
  • Halsband
  • Plastik Beutel
  • Gaze-Pad oder Taschentücher
  • Futter als Belohnung, Ich verwende eingeschweißtes Katzenfutter, da hat man immer eine saubere gut portionierte Belohnung, die der Hund vor dem Öffnen wohl auch weniger stark riecht.
  • Wassernapf und Wasserflasche. Das Trailen macht durstig, und so intensiv die Nase einzusetzen ist anstrengend.

 

 

Geruch:

 

Es gibt gute und schlechte Geruchsträger. Am Anfang des Trainings verwendet man nur optimale und nicht kontaminierte Gerüche. Optimal ist alles was organisch ist und direkt der Suchperson gehört: Haare, Nägel, getragene Kleidungsstücke. Diese werden dann in einem Plastik-Beutel dem Hund zum riechen gegeben um auszuschließen, dass andere den Geruchsgegenstand kontaminiert, also berührt haben. Mann kann sich auch einen Geruchs- Pad anlegen, indem man ein unparfumiertes Taschentuch oder Gazepad eine kurze Weile zu dem eigentlichen Geruchsträger legt. Das ist nötig, falls der originale Geruchsträger zu groß und unhandlich ist. Erst wenn der Hund schon gut trailt und weiß was er tun soll, fängt man an mit möglicherweise schlechten Geruchsträgern zu arbeiten: Plastikteile, Metall, Leder oder Dinge mit starkem Eigengeruch. Dann kann man noch kontaminierte Gerüche antrainieren. um den Schwierigkeitsgrad zu steigern. Kontaminiert bedeutet, dass mehrere Personen, diesen Gegenstand angefasst haben, aber der Hauptgeruch ist der der versteckten Person. Dabei ist es wichtig, dass alle Personen anwesend sind, die den Gegenstand berührt haben, bis auf die Person im Versteck. Sonst kann der Hund nicht verstehen, welche Person gesucht wird, oder dass die Personen, deren Geruch noch auf dem Gegenstand ist, nicht anwesend ist und mit Sicherheit nie in der abzusuchenden Gegend war. Auch interessant ist es einen kontaminierten Geruchsträger zu verwenden, den nur zwei Personen angefasst haben. Findet der Hund die erste Person kann man ihn nach dem Loben auffordern, von da ab die zweite Person zu suchen. Da jetzt die erste Person gefunden wurde versteht der Hund, dass er jetzt den anderen Geruch auf dem Geruchsträger trailen soll.

 

 

Bevor Ihr anfangen könnt, müsst Ihr Euch noch ein Suchkommando ausdenken. Dieses Wort wird nur gegeben, wenn der Hund den Geruchsträger riecht. Daher ist es nicht sinnvoll, ein Wort zu verwenden, das man oft benutzt. Das Kommando „SUCH“ klingt zwar im ersten Moment logisch, ist aber eher ungeeignet, da man sehr versucht ist, dem Hund auf dem Trail mit SUCH aufzufordern, weiter zu suchen. Das ist aber schlecht, da der Hund vielleicht etwas ganz anderes riecht, und glauben könnte, er soll jetzt den neuen Geruch trailen. Daher ist ein ungewöhnliches Wort besser, zum Beispiel das englische „SEARCH“. Wann sprechen wir schon englisch mit dem Hund. Unterwegs auf dem Trail kann es sein, dass der Hund fasziniert etwas anderes beobachtet, vor allem Herdenschutzhunde neigen sehr dazu, so dass man ihn mit der Suchaufforderung „WEITER“ oder „SUCH WEITER“ signalisiert, mit dem Trailen fortzufahren. Hat der Hund unterwegs etwas für ihn Schwieriges toll gemacht, sollte man ihn auch umgehend loben. Es soll doch nicht nur Beschäftigung sein, sondern auch spaß machen. Findet der Hund dann die Zielperson wird sehr überschwänglich gelobt, und zwar je nach Neigung des Hundes von der gesuchten Person und dem Hundeführer, oder auch nur von Letzterem. Zum Abschluss bekommt er für die Arbeit als Belohnung noch Futter und der Trail ist beendet, wenn das Brustgeschirr ausgezogen wird und der Hund entweder frei läuft oder am Halsband angeleint wird.

 

Hier laufen Ayla und ich gerade einen Perimeter.

 

Der Hund muss natürlich erst einmal das Brustgeschirr eintragen und es nicht als unangenehm empfinden, bevor Ihr anfangen könnt.

 

Nun könnt Ihr natürlich immer noch nicht anfangen, es fehlen euch noch zwei Personen. Einmal braucht Ihr jemanden der sich versteckt, und Ihr braucht jemanden, der euch auf dem Trail begleitet. Einen sogenannten „FLANKER“


Warum ein Flanker nötig ist: Er hat die Aufgabe zusätzlich die Umgebung zu beobachten und auf Gefahren zu achten, die der Hundeführer vielleicht nicht wahrnimmt. Den Hund mit zu beobachten, es könnte sein, dass er etwas in der Körpersprache ließt was einem selbst entgangen ist, oder noch gar nicht aufgefallen ist. Viele Hunde blicken kurz zur Seite, wo ein Trail abbiegt, laufen aber selbst geradeaus weiter. Erst etwas später sieht man, wie der Hundekörper sich entspannt und man merkt, dass man nicht mehr auf dem Trail ist. Also zurück zu dem Punkt, wo der Hund kurz hingeblickt hat und dort einen Perimeter gehen und neu ansetzen. Immer dort wo man denkt, dass man noch den Trail hatte. Der Flanker hat auch die Aufgabe, den genauen Weg und das Versteck der Zielperson zu kennen. Man selbst sollte das nicht wissen, da man sonst unbewusst den Hund beeinflusst und sich auch weniger bemüht, die Körpersprache seines Hunds richtig lesen zu lernen. Es gibt deutliche Hinweise, wenn der Hund den Trail verloren hat. Er wird langsamer, lockerer, die Rute ist entspannter oder hängt herab. Bei jedem Hund kann das etwas anders aussehen. Dann gibt es noch kleinere Hinweise: gefaltete Ohren, kurzes schütteln des Kopfes oder ganzen Körpers, Blickrichtung, Nase im Wind um Witterung aufzunehmen usw.. Das sind individuelle Auskünfte Eures Hundes, die man beachten sollte. Wie sieht der Hund aus, wenn er eine Reh- spur verfolgt und wo sind die kleinen feinen Unterschiede, wenn er einen Menschen trailt. Könnt Ihr das nicht unterscheiden, könntet Ihr sehr lange im Wald unterwegs sein. Da der Flanker den Trailverlauf kennt macht er euch darauf aufmerksam wenn Ihr total falsch liegt, oder sagt euch auch, wo der Hund etwas richtig gut gemacht hat, so dass Ihr im rechten Moment loben könnt. Ich möchte an dieser Stelle auch darauf hinweisen, dass oft auch mit Kreidezeichen auf dem Boden, Fähnchen im Gelände und anderen Hinweisen getrailt wird. Das kann man auch mal machen, wenn man keinen Flanker findet. Grundsätzlich möchte ich aber davon eher abraten. Erstens ist nicht auszuschließen, dass sich der Hund auch optisch und geruchlich (Kreidegeruch, Fähnchen riechen auch nach etwas) daran orientiert. Zweitens wird ein sowieso optisch orientierter Mensch nicht mehr so genau auf die Umgebung achten, und weil Ihr nun den Trailverlauf kennt, Eurem Hund unbewusst Hinweise in Eurer Körpersprache geben. Hunde sind Meister im Lesen unserer Körpersprache! Und als letztes bringt Ihr Euch selbst um die horizonterweiternde Erfahrung, euren Hund bis ins letzte Detail körpersprachlich zu kennen.

 

Nun noch ein paar wichtige Fachbegriffe und Trainingshinweise:

 

Das nennt man einen „four corners“

 

Das ist ein Perimeter.


Silke geht mit Mira einen Perimeter:

 



 


 

Auch diese kleinen Wege könnte die Zielperson entlang gegangen sein. Daher ist es gut, dem Hund diese auch zu zeigen.

 

 

Wie beginnt ein Trail eines Hundes, der schon die Einsteiger-Trails gelernt hat:
Das Brustgeschirr anlegen, mit dem Hund angeleint noch am Halsband einen Perimeter oder Four Corners gehen, den richtigen Punkt für einen günstigen Abgang wählen, dann den Hund für diesen spürbar vom Halsband ins Brustgeschirr umleinen, den Geruch hinhalten und das Suchkommando geben. Dem Hund jetzt so viel Leine wie es die Umstände erlauben geben, damit er sich frei von unseren unbewussten Beeinflussungen für die Richtung entscheiden kann, wo er die Geruchsspur hat.

 

 

Den richtigen Ansatz/Abgang zu wählen, ist nicht so einfach. In der Mitte einer Kreuzung oder eines Platzes ist wahrscheinlich nicht mehr so viel Geruch. Der Wind verweht es, und vorbeifahrende Autos lassen eine Sogwirkung entstehen, die den Geruch noch mit sich zieht. Auch an Stellen, wo die Person nie war. An Hauswänden oder Hecken hat sich aber möglicherweise der Geruch gefangen, so dass man den Hund besser dort Ansetzt und ihn suchen schickt. Da man vorher hier einen „four corners“ gegangen ist, konnte man hoffentlich schon in der Körpersprache des Hundes erkennen, wo er den aktuellen Geruch hatte, und setzt ihn dann in dieser Richtung an.

 

 

Auf dem Trail kann es einem passieren, dass der Hund in einen Innenhof, Parkbucht, oder eine Mulde im Gelände läuft, wo die Zielperson nicht gewesen ist, aber die Gerüche haben sich dort gefangen in einem sogenannten „Geruchs Pool“. Kann der Hund sich dort nicht mehr selbständig herausarbeiten da hier eben die stärksten Gerüche sind, sollte man ihm hier helfen. Ist zum Beispiel der Innenhof abgesucht und mit Sicherheit die Zielperson dort nicht versteckt, kann man den Hund heraus führen (dabei sollte man nett mit ihm sprechen, schließlich soll er nicht denken etwas falsch gemacht zu haben) und einen Perimeter gehen, oder wenn es nur in eine Richtung gehen kann, ihn ein Stück entfernt vom Geruchs-Pool neu ansetzen. Mit der Zeit lernt er sich dort selbständig herauszuarbeiten, und dann ist ein großes Lob fällig! Wenn man in der Nähe von Gewässern trailt sollte man bedenken, dass diese den Geruch auch anziehen können oder im Falle von fließenden Gewässern den Geruch auch mitnehmen in Richtungen, wo keiner gegangen ist.

 


 

Der Hundeführer hat während des Trailens, die Aufgabe mitzudenken! Man hängt nicht einfach am anderen Ende der Leine und lässt den Hund arbeiten. Das Gelände muss immer genau und richtig einbezogen werden. Auf der Skizze oben seht Ihr die Aufsicht und die Ansicht eines Geländes, wo Ihr Eurem Hund helfen könnt/müsst. Der Geruch fällt den Hügel herunter und sammelt sich an einer Hauszeile gegenüber, die vorbeifahrenden Autos verteilen den Geruch noch weiter die Straße entlang. Der Hund läuft richtig dem Geruch hinterher, sucht die Hauszeile ab, läuft noch etwas die Straße auf und ab, zeigt aber an, dass der Geruch dort schwächer wird. Ihr seht, dass er körpersprachlich den meisten Geruch gegenüber dem Hügel hat. Ihr seht auch, dass die Zielperson aber nicht dort ist. Nun solltet Ihr helfen, indem Ihr einen Perimeter geht. Dieser muss bis auf die Hügelkuppe führen oder sogar noch darüber hinaus, damit der Hund den Trail wieder finden kann. Die Thermik hat Einfluss auf den Trail: Kalte Luft fällt herunter, warme Luft steigt auf und mit ihr auch die Geruchspartikel.

 

 

Ayla folgt den Geruchspartikeln den Fussweg hinunter. Das Gelände fällt hier stark ab. In diesem Fall ist sie richtig nach dem Perimeterlaufen abgebogen, und findet weiter unten dann Silke auf einer Bank sitzend.

 

 

Bevor ein Hund die Zielperson zuverlässig finden kann, muss man mit ihm natürlich üben, auch die Person zu suchen und anzuzeigen, deren Geruch man ihm gegeben hat. Das nennt sich Identifikation. Dazu bieten sich Übungen auf kurzen, einfachen Trailstrecken an. Es ist gut eine Person als Verleitung auf den Weg zu stellen, wo der Hund vorbeitrailen soll. Geht der Hund zu dieser Person ignoriert Sie ihn völlig bis der Hund merkt, dass er weiter trailen soll. Man fordert ihn nicht auf weiter zu suchen, da man bei realen Trails unter Umständen nicht weiß, wer die Zielperson ist, und der Hund das sicher und selbständig anzeigen muss. Auch andere Hunde können als Verleitung platziert werden. Aber bitte immer darauf achten, mit welchem Herdenschutzhund Ihr übt. Zum Einstig natürlich erst einmal nur bekannte Hunde verwenden. Auch hier soll er lernen, dass Hunde ignoriert werden sollen, solange er im Geschirr arbeitet. Auch schön zu üben ist es, mehrere Personen aufzustellen, und der Hund soll sich für die richtige Person entscheiden. Für Herdenschutzhunde ist es wichtig, den Abstand zwischen den Personen erst einmal größer zu lassen und den Weg bis zu Ihnen länger. Da sie dazu neigen jemanden nicht mehr zu suchen, wenn sie ihn schon sehen! Sie müssen lernen, dass es sich durch Streicheleinheiten und Futter lohnt ganz zu der Person zu gehen, die gefunden werden soll.

 

Hier nun zwei Beispiele wie die Windrichtung einen Trailverlauf beeinflussen kann.


So oder eben auch anders könnte der Trail verlaufen. Wenn man Übungstrails anlegt, sollte man sich darüber im klaren sein, was man heute üben will, und was man vermeiden muss, damit es auch gut läuft. Die Person die sich verstecken soll muss entweder selbst erfahren im Mantrailing sein, oder vom Flanker sehr gut eingewiesen werden. Um unerwünschte Überschneidungen zu verhindern, auch die Anfahrt zum Trailtreffpunkt muss mit bedacht werden.

 

 

 

Manchmal kann man auch beobachten, dass ein Mantrailer der die richtige Abzweigung verpasst hat anfängt die Geruchsränder abzutrailen, was ihn dann normalerweise wieder auf den Trail zurück führt, und er dann erst wieder den eigentlichen Trailverlauf folgt. So habe ich mit Ayla in der Weihnachtszeit mal ein Industriegebiet umrundet. Ständig blickte sie in das Zentrum hinein, es gab aber keine Stelle, wo wir abbiegen konnten. Erst am Ausgangspunkt angekommen, und nach dort nochmal neuem Perimeter, ging sie den richtigen Trail und fand Susanne zwischen Bratwürstchenbuden in einer Menschengruppe. Das war sehr interessant weil es einem zeigt, wie weit sich Geruch verteilen kann.

 

Nun sind wir natürlich noch nicht am Ende der möglichen Schwierigkeitsgrade angekommen. Wenn der Hund gelernt hat nur dem Geruch der Zielperson zu folgen, und nicht den Spuren anderer Menschen die den Trail ständig kreuzen, oder auch parallel zu diesem verlaufen, muss er noch lernen, alte Trails von neuen Trails der gleichen Person zu unterscheiden. Interessanterweise kann der Hund nicht nur Trails unterscheiden die mehrere Stunden unterschied haben, sondern auch solche von nur ein paar Minuten. Lernen soll er, nur dem jeweils frischestem Geruchstrail zu folgen. Wenn man in einer Gruppe mit anderen trailt, kann man das schon dadurch erreichen, indem man den Hund der das gerade lernen soll, nicht als erstes trailen lässt, sondern erst einmal mit den anderen Hunden übt. Nun liegen um den Parkplatz der Autos und der Umgebung viele „alte“ Trails einer Person und noch viele der anderen Hundeführer. Man schickt die Zielperson nun in ein Versteck, holt den Hund, geht einen Perimeter und will der Hund alte Trails ablaufen, hält man ihn einfach am Leinenende, bis er sich für den frischesten Trail entscheidet. Dann natürlich das Lob nicht vergessen.

 

Wie macht man einen Einsteiger-Trail (Puppy Trail)


Nachdem man der Hund das Brustgeschirr angezogen hat, wird er vom Halsband in das Geschirr umgeleint. Eine Person, am Anfang am besten jemanden den er kennt und zu dem er gerne Kontakt aufnehmen möchte, steht kurz vor dem Hund und animiert ihn zu ihm zu kommen, auch mit Futter. Den Geruchsträger lässt die Person auf den Boden fallen und läuft weg. Nun schickt man den Hund mit Suchkommando los und er läuft zu der Person und wird sehr gelobt. Natürlich ist das jetzt noch eine Sichtsuche. Erst wenn der Hund verstanden hat, dass er zu dieser Person laufen soll, geht man dazu über, dass die Person noch sichtbar wegläuft, sich dann aber hinter einem Auto oder Baum versteckt. Nun lernt der Hund, dass die Person am Ende des Trails versteckt ist und er sie finden soll. Er benutzt dazu auch jetzt noch meistens die Augen. Als nächstes fängt man an, dass der Hund die Person noch weggehen sieht, dann aber am weiteren zusehen gehindert wird, zum Beispiel indem er hinter ein Auto geführt wird. Er hat nun zwar noch gesehen in welche Richtung die Person wegging, aber wo sie abgebogen ist und sich versteckt hat, weiß er nicht. Nach dem Umschnallen ins Brustgeschirr hält man ihm den Geruchsträger hin und gibt das Suchkommando. Nun muss er das erste Mal wirklich die Nase benutzen, wenn er finden will. Erst wenn er ein paarmal an verschiedenen Tagen mit der Nase die Person gefunden hat fängt man an, die Traillänge oder die Anzahl der Abzweigungen zu steigern. Auch die Verstecke können später noch variieren. Vielleicht sitzt die Person im Auto, Hauseingänge, Restaurants, Hochsitze, befindet sich in einer Menschengruppe usw..

 

Das Mantrailing erfordert eine gute Kondition von Mensch und Hund. Umso besser der Hund wird, umso länger können die Trails werden. Das ist anstrengend für Körper und Geist. Daher sollte man auch nur dann trainieren, wenn man selbst und vor allem der Hund gesund ist. Wir alle haben auch mal schlechte Tage. Das geht dem Hund auch nicht anders. Da kann man lieber zu Hause bleiben. Bei Hündinnen spielen während und nach der Läufigkeit natürlich die Hormone eine besondere Rolle und man sollte individuell entscheiden, ob man lieber mal ein Training ausfallen lässt.

 

 

Mira und Silke kurz vor der Zielperson.

Ich empfehle Euch das Anlegen eines Trainingsprotokolls. So wisst Ihr immer, wann Ihr wo und wen gesucht habt. In das Protokoll solltet Ihr auch schreiben, was gut war und was nicht gut war, und Eure Fehleranalyse um beurteilen zu können, was Ihr oder der Hund noch intensiver üben müsst. Ihr seid ein Team und nur wenn die Canidennase mit dem Hominidengehirn zusammen arbeitet, könnt Ihr erfolgreich Finden.

 

Wir haben bis jetzt 60-mal trainiert. Wir üben immer mit viel Ablenkung durch fremde Menschen und fremde Hunde. Das ist auf den Fotos nicht zu sehen, da man nicht fotografieren kann, wenn andere im Weg stehen. Ayla’s längster Trail dauerte etwa eine Stunde und war ca. 6 km lang. Ihr ältester Trail war ein sieben Tage alter Cartrail. Wir werden fleißig weiter üben und ich lasse mich überraschen, was dieser Hund noch so alles kann und riecht! Ich kann euch aber verraten das Schwierigste ist nicht dem Hund beizubringen wie er riechen soll, sondern seine Körpersprache so lesen zu lernen, dass man weiß, ob er auf dem Trail ist, oder ganz was anderes macht. Schließlich kann der Hund nicht sprechen und wir Menschen nicht riechen, wo die vermisste Person entlang gegangen ist. Das Suchteam tappt also völlig im Dunkeln, wenn die Hundekommunikation nicht gelernt wird. Das ist für mich das Interessanteste daran.

 

Über eines sollte man sich aber im Klaren sein! Für einen Herdenschutzhund gibt es nichts Schöneres, als seinem Wachdienst nachgehen zu können. Wer also diese Möglichkeit seinem Hund bieten kann, muss ihn nicht mit etwas beschäftigen, was dieser Rasse nicht besonders liegt. Bei unseren Hunden ist deutlich zu merken, dass es , wenn es schwierig und anstrengend wird, sie der Meinung sind, dass es Wichtigeres für einen Herdenschutzhund gibt, als sich noch mal richtig ins Zeug zu legen, um die Person doch noch zu finden. Ihnen fehlt die Suchpassion, für die andere Rassen gezüchtet wurden. Wer also Realeinsätze anstrebt, legt sich besser einen passenden Zweithund zu.

 


Ayla beim für Herdenschutzhunde überaus wichtigen Markieren während des Trailens! Das ist auch in Ordnung, sofern der Hund danach weiterarbeitet.

 

Noch eine Spezialität der Herdenschutzhunde ist zu beachten. Sollte der Trail an oder in der Nähe von Schafen/Lämmern verlaufen kann es sein, dass Ihr den Hund nicht mehr dazu bewegen könnt, von alleine dort wegzugehen. Da kann ich Euch nur raten, die Distanz zu den Schafen zu vergrößern, und den Hund neu anzusetzen. Dann sollte er eigentlich weitertrailen.

 

Das Mantrailing als Beschäftigung ist super für Menschen geeignet, die gerne lange mit ihrem Hund in der Natur unterwegs sind. Das Mantrailing lässt sich wunderbar als private Beschäftigung mit dem Hund und ein paar Gleichgesinnten durchführen.


Sollte einer von euch Lust haben das auch zu probieren, habe ich hier zwei Buchempfehlungen für euch:

 

Mantrailing für den Realeinsatz, Hunde als Geruchsdetektive, Andrea Freiin von Buddenbrock, Kynos Verlag

 

On the Trail, Jan Tweedie, Alpine Publications